U23-Ruder-WM als Berg- und Talfahrt der Emotionen, Pegelstände & Temperaturen

Obwohl man den Begriff „Berg- und Talfahrt“ mit dem Rudern so gar nicht in Verbindung bringen will, so beschreibt dieser doch am passendsten die Ereignisse rund um die U23-Ruder-WM in Linz-Ottensheim – ein Nachbericht von Stefan Karkulik

Hinauf gingen noch vor der WM die Pegelstände an der Donau: Anfang Juni stieg das Wasser der Donau bei Ottensheim auf rund 11,72 Meter und überflutete damit die gesamte Regattastrecke. Sieben Wochen vor dem Event standen Zielturm, Mannschaftskabinen, Duschen und Restaurant unter Wasser. Die Infrastruktur wurde zu einem großen Teil zerstört.

Nachdem die Flut ihren Höhepunkt erreicht hatte, ging gemeinsam mit dem wieder sinkenden Wasserstand auch die Stimmung des Organisationskomitees (OK) auf Talfahrt. Der Grund: In den Bahnen der Regattastrecke hatten sich durch die Überschwemmungen rund 267.000 Kubikmeter Schlamm abgelagert. „Bei Regelwasser hätte man zu Fuß vom Zielturm bis zum Damm gehen können“, veranschaulichte damals OK-Präsident Gerhard Wildmoser.

Baggerschaufeln gingen 15.000 Mal auf und ab um Schlamm aus der Donau zu baggern!

Für ein Stimmungshoch sorgte anschließend die Nachricht des Landes OÖ, die Strecke mit einer Soforthilfe von 500.000 Euro wieder WM-fit zu machen. 15.000 Mal auf und ab gingen daraufhin die Baggerschaufeln der Firma Felbermayr um rund um 90.000 Kubikmeter Schlamm aus dem Altarm der Donau zu holen. Zahlreiche freiwillige Helfer brachten in der Zwischenzeit das Regattazentrum wieder auf Vordermann. Wie prognostiziert, beendeten Handwerker die letzten Sanierungsarbeiten an Land kurz vor dem Startschuss zu den ersten Rennen. Daraufhin ging es stark bergauf – angefangen mit der Anspannung des Organisationsteams, mit der Vorfreude bei den Fans und mit dem Ehrgeiz und der Nervosität bei den Sportlern.

Can´t beat the heat“

Einen nicht enden wollenden Anstieg konnte man daraufhin am Thermometer verfolgen: Bis zum Sonntag wurden 37 Grad Celsius gemessen. Aufgrund der Hitze fiel der Kreislauf so manches Sportlers ins bodenlose und musste von den Rettungssanitätern wieder aufgefangen werden – „Can´t beat the heat“, wie es der Weltverband FISA auf seiner Website treffend formulierte. Aufgrund der Hitze räumte die FISA kurzerhand ihr Büro um darin ein klimatisiertes Lazarett einrichten zu können.

Höchstleistungen bei Höchsttemperaturen erbrachten neben den Sportlerinnen und Sportlern aber auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter: Zweihundert Helfer aus zahlreichen Ländern – von England bis zur Türkei, von Österreich bis Litauen – sorgten bei der WM für einen reibungslosen Ablauf. Eine Leistung, die neben den sportlichen Errungenschaften nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Überraschende Erfolge & unerwartete Rückschläge für Team Rot-Weiß-Rot

Für die österreichischen Teilnehmer und ihre Fans war die WM eine emotionale Achterbahn: So musste etwa der Doppelvierer (Büchele, Hirtzberger, Santer, Strassegger) kurzfristig auf ihren erkrankten Schlagmann Thomas Strassegger verzichten und Valentin Hinterstoisser sprang ein. So wie die beiden leichten Zweier Taborsky/Saller und Mandlbauer/Affenzeller – erreichte auch der Vierer seine gesteckten Ziele nicht und musste ins C-Finale.

Alle Hoffnung aufs A-Finale verloren, schien zunächst auch bei Lisa Farthofer, welche vor der 1000 Meter-Marke noch auf dem letzten Platz gereiht war. Die Medaillenhoffnung kehrte aber mit einem Spurt aus dem Nichts und einem dritten Platz im Semifinale zurück. Überraschend stark zeigte sich auch ihre Kollegin Anna Berger, welche nach kaum zwei Jahren Ruder-Training ins A-Finale der WM einzog. Immer höher wurde der Lärmpegel durch die Anfeuerungsrufe für den schweren Zweier Franek/Obrecht nach dessen Einzug ins Semifinale, doch fiel die Euphorie der Fans und vermutlich auch der beiden Sportler stark ab, als die beiden Medaillenhoffnungen am Einzug ins A-Finale scheiterten.

Obwohl letzten Endes kein Edelmetall nach Österreich ging, zollten die Fans den jungen Männern und Frauen mit Applaus höchsten Respekt für Ihre erbrachten Leistungen und das rot-weiß-rote Team ließ seinen Ehrgeiz für künftige Siege nicht fallen.

WM-Organisatoren wollen mit A-WM in Linz-Ottensheim nun den Gipfelsturm

An den drei Wettkampftagen Freitag, Samstag und Sonntag, an denen der Eintritt zur WM kostenpflichtig war, verfolgten – Teammitglieder und Volunteers mit eingerechnet – insgesamt mehr als 7600 Zuschauer die spannenden Rennen.

Der Weltverband FISA zeigte sich mit dem reibungslosen Ablauf der WM und den unglaublichen Bemühungen nach Flut und Hitze schwer beeindruckt. Dies wiederum beflügelt die WM-Organisatoren und so möchte OÖRV-Präsident Horst Anselm nun den finalen sportlichen Gipfelsturm für Österreich: Eine A-WM in Linz-Ottensheim für 2019 oder 2021. Erste Gespräche mit Weltverband und Fördergebern wurden bereits geführt und eine FISA-Delegation besuchte noch im Herbst 2013 Linz-Ottensheim, um eine mögliche Bewerbung zu besprechen.

Die Ergebnisse der österreichischen Teilnehmer:

Frauen LG-Einer: Rang 5 für Anna BERGER (RV Villach)
Frauen Einer: Rang 6 für Lisa FARTHOFER (WSV Ottensheim)
Männer-Doppelzweier: Rang 10 für Camillo FRANEK / Clemens OBRECHT (WSV Ottensheim)
LG-Doppelzweier: Rang 14 für Michael SALLER / Matthias TABORSKY (Möve Salzburg/Pirat Wien)
LG-Zweier ohne: Rang 16 für Max AFFENZELLER / Michael MANDLBAUER (Wiking Linz)
Doppelvierer: Rang 17 für Simon BÜCHELE, Julius HIRTZBERGER, Mario SANTER, Valentin HINTERSTOISSER bzw Thomas Strassegger (Wiking Bregenz/Wasser Sportunion Wachau-Dürnstein/RV Villach/Möve Salzburg/RV Villach/)

Foto (c) rubra